Sonntag, 23. Dezember 2007

Von meinem Vater - zur Sponsion

Gestellt auf eine harte Probe
Bestandest Du mit höchstem Lobe.
Drum nimmermehr, mein Sohn, erbleiche,
Bist Du gestellt auf eine weiche.

Blickst Du zurück, dann wird Dir klar,
Nichts ist geblieben, ganz wie's war.
Woraus Du logisch gleich ermisst,
Es bleibt auch nichts so wie es ist
und deshalb - sicher - unbeirrt
Wird nichts so bleiben wie es wird.

Mal siehst Du in der Zeit zurück
und siehst, Dein Unglück war Dein Glück.
Dann wieder kannst Du nicht verstehn
Tritt ein, was Du vorhergesehn.

Drum sie auch ein -
und das ist wichtig
Nichts ist ganz falsch -
und nichts ganz richtig.

Deshalb auch nicht in Zeit in trüber
Denk - Ach, wär alles schon vorüber -
Sonst geht dabei -das ist es eben -
Vorüber auch Dein kurzes Leben.

Karl J. 23. März 1983

Das ist es, das Original, das ich von meinem Vater anlässlich meiner Sponsion zum mag. rer. soc. oec. an der Wirtschaftsuniversität Wien geschenkt bekommen habe. Er hat mir damals gesagt, es wäre stark an Eugen ROTH angelehnt.
Es hat mich sehr berührt, dass mir mein Vater ein solches Gedicht zum Geschenk machte, ich hatte keine Sekunde mir einer solchen Auszeichnung gerechnet.
Das Gedicht hat mich stark geprägt. Auch wenn das Schriftstück verloren gegangen ist, die Aussagen mitsamt den Reimen haben mich begleitet, und sind mir weit öfter ins Gedächtnis gefallen, als er sich das wohl träumen würde lassen.
Zum 30er meines lieben Freundes Erich und später anlässlich der Matura meines Sohnes Cristof habe ich Teile davon in eigenen Gedichten (Lieber Erich, An meinen Sohn) eingebaut, um diesen beiden mir wichtigen Menschen ein ähnliches Geschenk zu machen.
Ich hätte weit mehr Anlässe gehabt, die Reime weiter zu geben, aber die Sorge, durch Widerholung abzunützen, hat mich wohl daran gehindert.

Heute, am Vorweihnachtstag 2007, ist das Gedicht im Kreise meines Bruders und meiner Eltern zum Gespräch geworden, und siehe da, mein Vater, heute 77, kramte eine Kopie aus seiner Ablage. Ich freu' mich!

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