Mich deucht es kurz, da warst Du klein,
passt‘ in ein Tragetuch hinein.
Und ein Moment schon reicht, und dann,
stehst Du vor mir und bist ein Mann.
Und vor Dir liegt, es ist geschafft,
als das Ergebnis Deiner Kraft,
das Zeugnis der bewies‘nen Reife.
Du sagst Dir vielleicht: „Ich begreife,
es muss nach Büffeln noch was geben,
das, was es ausmacht, dieses Leben.“
So blickst Du in der Zeit zurück,
und merkst, Dein Unglück war Dein Glück.
Und auch was andres wird Dir klar:
Nichts ist geblieben, so wie’s war.
Woraus Du logisch auch ermisst,
es wird nichts bleiben, wie es ist.
Und folgerichtig, unbeirrt,
wird nichts so bleiben wie es wird.
Und fragst Du Dich nun folgenschwer,
wo nach alle dem – bitte sehr –
das Leben steckt, die starke Kraft,
die aus dem Nichts schlicht alles schafft?
Ist es nicht doch dieser Moment,
der Zukunft von vergang’nem trennt,
in dem all jenes ist verborgen,
das leb-bar macht gestern und morgen?
So kommst Du also zu dem Schluss,
dass in dem
Jetzt gelebt sein muss.
Im
Augenblick, so ist das eben,
spielt es sich ab, das ganze Leben.
D‘rum pack‘s beim Schopf, und nimm es an.
Hol Dir heraus, was drin sein kann.
Und sag‘ Dir nie – ‘s wär‘ Lug und Trug –
Morgen wär‘s all‘mal früh genug.
Schieb nichts hinaus, sonst ist’s gegeben,
dass Du’s verpasst, das halbe Leben.
Zu Deiner Matura von Deinem stolzen Vater, zusammengestellt aus Gedachtem und Erinnertem.
Gegeben zu Maria Enzersdorf am 7.6.2005
R@iner
Ein ähnliches Gedicht habe ich von meinem Vater bekommen, ob zur Matura oder zum Abschluss des Magisteriums auf der Wirtschaftsuni in Wien weiß ich nicht mehr.Er sagte damals, es enthielte Elemente von Gedichten von E. Roth.Das Original hab' ich verloren, aber es hat mich sehr geprägt.Das Gedicht Lieber Erich habe ich im Oktober 1987 in Erinnerung an das Gedicht meines Vaters nachgedichtet und adaptiert.Weitere 8 Jahre später verwendete ich Teile davon in dem Gedicht an meinen Sohn.