Mittwoch, 26. Dezember 2007

Limericks (2)

Es war einst ein Rainer am Attersee,
dem tat schon nach Kurzem der Großzeh weh.
Denn er joggte am Morgen
Tag für Tag ohne Sorgen.
Wie ist doch das Ausdauersporteln scheh.

Es war einst ein Rainer in Frankenfurt,
der war nicht um sich zu erholen durt.
Nancy eF-Punkt, sein Mädel,
ging ihm nicht aus dem Schädel,
obwohl ihm vor Hunger der Magen knurrt.

Der Rainer war wieder in Frankenfurt,
und wieder war's nichts mit Erholen durt.
Denn der strömende Regen
war für ihn echt kein Segen,
drum er wegen der Wetterlage murrt.

R@iner, 2007

 Zu Limericks (3) geht's hier!

Dienstag, 25. Dezember 2007

Anleitung zum Unglücklichsein (die andere)

Brauchst Du einmal Weltschmerz, dann denke geschwind
ernsthaft drüber nach wie die anderen sind.

Reicht dir das noch nicht, ja dann grüble mit List,
was mit Dir nicht stimmt, wie du selber so bist.

Depression garantiert: Lass durch Deinen Kopf geh'n,
wie Du selber wohl wirkst und wie and're dich seh'n.

R@iner, 25.12.2007

Sonntag, 23. Dezember 2007

Von meinem Vater - zur Sponsion

Gestellt auf eine harte Probe
Bestandest Du mit höchstem Lobe.
Drum nimmermehr, mein Sohn, erbleiche,
Bist Du gestellt auf eine weiche.

Blickst Du zurück, dann wird Dir klar,
Nichts ist geblieben, ganz wie's war.
Woraus Du logisch gleich ermisst,
Es bleibt auch nichts so wie es ist
und deshalb - sicher - unbeirrt
Wird nichts so bleiben wie es wird.

Mal siehst Du in der Zeit zurück
und siehst, Dein Unglück war Dein Glück.
Dann wieder kannst Du nicht verstehn
Tritt ein, was Du vorhergesehn.

Drum sie auch ein -
und das ist wichtig
Nichts ist ganz falsch -
und nichts ganz richtig.

Deshalb auch nicht in Zeit in trüber
Denk - Ach, wär alles schon vorüber -
Sonst geht dabei -das ist es eben -
Vorüber auch Dein kurzes Leben.

Karl J. 23. März 1983

Das ist es, das Original, das ich von meinem Vater anlässlich meiner Sponsion zum mag. rer. soc. oec. an der Wirtschaftsuniversität Wien geschenkt bekommen habe. Er hat mir damals gesagt, es wäre stark an Eugen ROTH angelehnt.
Es hat mich sehr berührt, dass mir mein Vater ein solches Gedicht zum Geschenk machte, ich hatte keine Sekunde mir einer solchen Auszeichnung gerechnet.
Das Gedicht hat mich stark geprägt. Auch wenn das Schriftstück verloren gegangen ist, die Aussagen mitsamt den Reimen haben mich begleitet, und sind mir weit öfter ins Gedächtnis gefallen, als er sich das wohl träumen würde lassen.
Zum 30er meines lieben Freundes Erich und später anlässlich der Matura meines Sohnes Cristof habe ich Teile davon in eigenen Gedichten (Lieber Erich, An meinen Sohn) eingebaut, um diesen beiden mir wichtigen Menschen ein ähnliches Geschenk zu machen.
Ich hätte weit mehr Anlässe gehabt, die Reime weiter zu geben, aber die Sorge, durch Widerholung abzunützen, hat mich wohl daran gehindert.

Heute, am Vorweihnachtstag 2007, ist das Gedicht im Kreise meines Bruders und meiner Eltern zum Gespräch geworden, und siehe da, mein Vater, heute 77, kramte eine Kopie aus seiner Ablage. Ich freu' mich!

Samstag, 22. Dezember 2007

Goethes(?) Glieder

Gerne der Zeiten gedenk ich,
wo alle Glieder gelenkich.
Bis auf eins.

Die Zeiten kehr'n nie wieder,
steif sind alle Glieder.
Bis auf eins.

Davon gibt's im www verschiedenste Versionen.
Mir gefällt diese, weil die Zeilen knapp und das Versmaß perfekt ist.
(Manche meinen, es sei aus Goethes Feder; Vielleicht auch
Heine? Wer weiß)

Die Haustorklingel

Die Haustorklingen an der Wand,
der Mädchenbusen in der Hand,
sind Dinge, die sind nah verwandt.

Denn wenn man beides zart berührt,
man innen oben deutlich spärt,
dass draußen unten einer steht,
der inniglich um Einlass fleht.

Angeblich von Johann Wolfgang v. Goethe.
Im www gibt es zahlreiche mehr oder weniger holprigen Varianten. Das ist jene, die einer meiner Lehrer im TGM (Wien) in den 1970ern zitiet hat. Ob's das Original ist? Schwer zu sagen. Ich finde jedenfalls das Versmaß gelungen, und das Wortspiel ist einfach perfekt. Hat uns Burschen mächtig imponiert, damals. Sonst wüßt' ich's wohl kaum heute noch auswendig.

Schüttelreime (1)

Leidvoller Ausruf eines Schwammerlsuchers (Pilzesammlers),
der kürzeste Schüttelreim, der mir jemals begegnet ist, vorneweg:

Wo bist,
Bovist?

Harry kennt einen, der hat nur 1 Zeichen mehr:

Du bist
Buddhist.

Gefolgt von 2 tiefsinnigen 4 zeiligen, über die Einfalt des Homo Sapiens:

Die Boxer in der Meisterklasse
die hauen sich zu Kleistermasse.
Und aus dem ganzen Massenkleister
erhebt sich stolz der Klassenmeister.

Im tiefen Wald die weisen Affen,
die brauchen keine Eisenwaffen.
Doch dir - oh Mensch - die Waffeneisen
den Weg zurück zum Affen weisen.

Und jetzt ein paar seicht einfältige:

Hüllen, die fallen, füllen die Hallen.
Ich geh' jetzt in den Birkenwald,
denn meine Pillen wirken bald.

Im Schlachthaus sieht man Schweine beben,
und im Ballett die Beine schweben.

und zum Abschluss einer von Otto Waalkes:

Er würgte eine Klapperschlang',
bis ihre Klapper schlapper klang.

Donnerstag, 20. Dezember 2007

Lieber Erich

Du springst heut' über eine Grenze:
Den Wendepunkt der 30 Lenze.
"Hinauf? Hinunter? Ist die Frage.
Hör zu, was ich Dir dazu sage:

Blickst Du zurück, dann wird Dir klar,
nichts ist geblieben, ganz wie`s war.
Woraus Du logisch gleich ermißt:
Es bleibt auch nichts so, wie es ist.
Und deshalb, sicher, unbeirrt
wird nichts so bleiben wie es wird.

Mal blickst Du in der Zeit zurück
und siehst - Dein Unglück war Dein Glück.
Dann wieder kannst Du nicht versteh'n,
tritt ein, was Du vorhergeseh'n.

Siehe auch ein, denn das ist wichtig:
Nichts ist ganz falsch, und nichts ganz richtig.
Deshalb auch nicht in Zeit in trüber
denk - ach, wär' alles schon vorüber,

sonst geht dabei - das ist es eben
vorüber auch Dein kurzes Leben.

R@iner am 17.10.1987

Ein ähnliches Gedicht habe ich von meinem Vater bekommen, ob zur Matura oder zum Abschluss des Magisteriums auf der Wirtschaftsuni in Wien weiß ich nicht mehr.
Er sagte damals, es enthielte Elemente von Gedichten von E. Roth.
Das Original hab' ich verloren, aber es hat mich sehr geprägt.
Das Gedicht an meinen guten und treuen Freund Erich, habe ich in Erinnerung an das Gedicht meines Vaters nachgedichtet und adaptiert.

8 Jahre später verwendete ich Teile davon in dem Gedicht an meinen Sohn.

Neulich habe ich Erich zu seinem 50er in Frankfurt gratuliert, wo er heute lebt.
Es hat sich viel verändert, seitdem. Und das Gedicht hat nichts an seiner Aktualität eingebüßt.

Mittwoch, 19. Dezember 2007

Bescheidenheit ist eine Zier

"Bescheidenheit ist eine Zier,
doch besser lebt sich's ohne ihr."

Ob's Wilhelm Busch war, der beschlossen
hatte, die Regel unverdrossen,
zu brechen und auf ohne Dativ
hat angehängt statt Akussativ,

oder war es ein famoser
unbekannter Namenloser,
der im Schrank nicht alle Tassen,
Dativ hatte folgen lassen,

um mit diesem Griff, den netten
grammatisch falschen Reim zu retten?
Das bleibt verborgen, hier und heute,
doch merkt euch eines, liebe Leute:

Nur Künstlern bleibt es unbenommen
die Deutsche Sprache so verkommen
zu lassen und mit solchen flotten
Sprüchen der Regel arg zu spotten.

Denn richtig heißt's, vergesst das nie:
"doch besser lebt sich's ohne SIE!"

R@iner, am 19.12.2007

mit/ohne - sind modale Präpositionen (die Art und Weise betreffend).
Einige
Präpositionen erzwingen den Gebrauch des Dativs.
Die Präposition mit zieht im Deutschen stets den Dativ nach sich (Bsp. „mit dem Hund“, „mit der Nase“).
Der
Akkusativ kann durch die Rektion von Verben, Präpositionen und Adjektiven verlangt werden: Ich kann nicht ohne meinen Teddy schlafen.
Die
Deklination der Personalpronomina im Hochdeutschen sieht wie folgt aus:
Person/Numerus/Genus: Nominativ - Genitiv - Dativ - Akussativ
1. Person/Einzahl: ich - meiner - mir - mich
2. Person/Einzahl: du - deiner - dir - dich
3. Person/Einzahl/männlich: er/der - seiner - ihm - ihn
3. Person/Einzahl/weiblich: sie/die- ihrer -ihr - sie
3. Person/Einzahl/sächlich: es/das - seiner - ihm - es

Übrigens: In meinem Geburtsjahr 1957 entsprach das Wort "grammatisch", nicht der Standardsprache. Richtig wäre gewesen "grammatikalisch" . Mittlerweile hat sich das kürzere Adjektiv durchgesetzt (siehe Zwiebelfisch).


Siehe auch Aristoteles!

Dienstag, 18. Dezember 2007

Zwischenraum mit Pappelbaum 1

Oh wie labend ist's am Abend
Abendbrot gegessen habend
Durch die Mitte der Natur
Zieht sich eine Pappelschnur
Links sind Bäume, rechts sind Bäume
Und dazwischen Zwischenräume
In der Mitten fliesst ein Bach
Ach!

(Ringelnatz? Morgenstern? Oder doch von Friederike Kempner? Wer weiß.)

Zwischenraum mit Pappelbaum 2

Pappelbäume, Pappelbäume,
und dazwischen Zwischenräume.
Zwischen jedem Zwischenraum
steht wiederum ein Pappelbaum.

Irgendwer irgendwann irgendwo.

Der Zwischenraum als Nichts zwischen dem, was ist, hat etwas faszinierendes.

Montag, 17. Dezember 2007

Der Bumerang (Ringelnatz)

War einmal ein Bumerang;
War ein Weniges zu lang.
Bumerang flog ein Stück,
Aber kam nicht mehr zurück.
Publikum - noch stundenlang -
Wartete auf Bumerang.

Joachim Ringelnatz

Diese Art von non sense entspricht meinem Sinn für Humor.

Zwischenraum mit Lattenzaun (Morgenstern)

Der Lattenzaun

Es war einmal ein Lattenzaun,
mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.
Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da -

und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus.
Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum,

Ein Anblick gräßlich und gemein.
Drum zog ihn der Senat auch ein.
Der Architekt jedoch entfloh
nach Afri- od- Ameriko.

(Christian Morgenstern)

Die Idee, aus einem Zwischenraum etwas zu machen, fand ich schon als Jugendlicher genial.

Sonntag, 16. Dezember 2007

Dunkel war's...

Dunkel war's, der Mond schien helle,
Schnee lag auf der grünen Flur,
als ein Wagen blitzeschnelle
langsam um die Ecke fuhr.

Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend ins Gespräch vertieft,
als ein totgeschoss'ner Hase
auf dem Gehsteig Schlittschuh lief.

Und auf einer roten Parkbank,
die grün angestrichen war,
saß ein alter blonder Jüngling
mit kohlrabenschwarzem Haar.

Neben ihm 'ne alte Schachtel,
die kaum zählte 15 Jahr',
in der Hand 'ne Buttersemmel,
die mit Schmalz bestrichen war.

Und zwei Fische liefen munter,
durch das blaue Kornfeld hin.
Endlich ging die Sonne unter,
und der graue Tag erschien.

Dieses Gedicht, das stammt von Goethe,
als abends in der Morgenröte,
er auf seinem Nachttopf saß,
und verfaulte Äpfel aß.

Verfasser unbekannt.

Diese Juxverse sind mir als Kind - so oder ähnlich - in den 1960ern erstmals begegnet.
Die Kombination von Gegenteilen und der sich daraus ergebende Unsinn haben mich so sehr fasziniert, dass mir das Gedicht noch heute in vergnüglicher Erinnerung ist.

Freitag, 14. Dezember 2007

Die nackte Nudel

"Sieht dich 'ne nackte Nudel an,
bestreue sie mit Parmesan!"
Dies wohlgemeinter guter Rat
hat vielen Menschen in der Tat
- obgleich als Werbespot gedacht -
des Nachts schon sehr viel Spaß gebracht.

Doch was der Kühnste nicht geträumt:
Mutter Natur hat nicht versäumt,
abartiges rasch zu bestrafen.
Sie schickte Aids nicht nur den Affen
(dem Menschen und dem Pavian),
sondern nun auch dem Parmesan.

R@iner, Juni 1987

Die ersten beiden Zeilen hat mir Hans irgendwann einmal erzählt. Den Zweizeiler soll die Frau eines Funktionärs der Milchwirtschaft als Käse-Werbung vorgeschlagen haben. Hans war sichtlich amysiert.
Der Rest des Gedichts hat sich ergeben.

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Wie der Vater, so der Sohn

Hört her! Der weise Vater spricht
von seines Sohnes höchster Pflicht:

"Verschiebe niemals du auf morgen
was übermorgen zu besorgen
du leicht im Stande bist, mein Sohn!"

"Welch guter Rat! Den kenn' ich schon!"
spricht Junior darauf mit List,
wo doch des Vaters Sohn er ist.

R@iner Juni 1986

Dienstag, 11. Dezember 2007

Post aus Griechenland (1)

"Wenn Griechen hinter Griechen kriechen,
kriechen Griechen Griechen nach!"
Dieses alte Griechen-Epos
einst schon Zarathustra sprach.
Oder war es frech und keck
ein Mesch von Namen Jellinek,
der denen, die zu Haus' geblieben
diese Zeilen hat geschrieben?

Dadurch bleibt ihnen ungewiß,
wie denn dort unt' das Wetter is',
und ob die drei im Griechenlande
mit hochgeschlossenem Gewande
in der kalten Stube sitzen
oder in der Sonne schwitzen.

Ein Rat den vielen Anverwandten
(Vätern, Müttern, Brüdern, Tanten):
Setzt gegen 8 euch alle hin
und lauscht andächtig Herrn Cernin (*).
Er gibt euch Antwort auf die Frage
nach unserer Großwetterlage.
Während die drei am Strande heiter
dem Urlaub fröhnen u.s.w.

(*) Cernin war damals ORF-Wettermann in den Abendnachrichten

R@iner, Juni 1987

Post aus Griechenland (2)

Wie schon damals vor zwei Jahren
sind wir nach Griechenland gefahren:
Mit Kind und Kegel nach Corfu!
Ich sag' Euch folgendes: Im nu
wußte wohl jeder hier im Land
Jelli' und Co sind auf dem Strand.

Acht Erwachsene, neun Kinder!
Das triebe selbst die heil'gen Rinder
im fernen Indien zur Rage.
Doch nur Geduld, die 20 Tage
sind leider bloß - so ist es eben -
ein Augenblick in uns'rem Leben.

R@iner, Juni 1989

Post aus Griechenland (3)

YIASOU (das heißt hallo) Ihr Lieben!
Uns bleiben ab heut' nur noch 7
Urlaubstage auf der Insel
Kreta. Das wird ein Gewinsel,
wenn zur Heimfahrt wir uns rüsten.
Schöne Ferien, ja die müßten
endlos oder länger sein.
Das wär' fein.

R@iner, Juni 1991

Kretische Strandimpressionen

Die Wellen werden panisch,
denn dort naht Winfried Janisch.
Mit seinem Surfer pflügt er's Meer.
Dann röchelt er: "Ich kann nicht mehr!"
Und ausgelaugt sinkt er am Strand
in den Sand.

R@iner, 1991(?) in Kreta

Montag, 10. Dezember 2007

Für Gretes Gästebuch (Trilogie 1.Teil)

Uns're Grete, diese Gute,
gebar den Wunsch in frohem Mute,
uns enzuladen, diese Meute,
die nichts im Kopf hat, als die Beute
(das Nahtmahl) in so großen Mengen
ohne Unterlass zu schlemmen,
dass zum Schluss unsere Mägen
das Erbrechen ernst erwägen.

Um den Gedärmen Zucht zu lernen
gab's Schnaps, um sie wieder zu wärmen.

Die Gespräche waren witzig,
auf manchen Witz der Walter grinsteee...
Viele Pointen waren spritzig,
und Uschi trank den Pfefferminztee.

Die Eva, darauf könnt Ihr wetten,
ließ sich den Kirschsekt wirklich schmecken.
Doch Schreck! Jetzt kommt des Rainers Fluch:
Die Eintragung ins Gästebuch.

Ich marterte mich schon seit Tagen.
Was reimt auf "Magen" war'n die Fragen,
etwa nur "laben" oder "klagen"?
Nie hörte ich auf, mich zu plagen,
doch Endreim fiel mir keiner ein.
Aus diesem Grund schreibe ich kein....

Gedicht, sondern einfach:
Herzlichen Dank für diesen netten Abend

R@iner, Jänner 1985

Zur Trilogie 2. Teil

Für Gretes Gästebuch (Trilogie 2.Teil)

Nun gut. Wir werden immer kecker
und laden fast schon selbst uns ein.
Beim Essen gibt es kein Gemecker,
die Gänge, die sind mehr als fein.

Zwischen Schnitzel und Moussee
grüble ich über meinen Fluch
- Ihr wißte es schon vom letzten Mal -
die Eintragung ins Gästebuch.

Mit festem Willen und Geschick
dichten wir einen Limerick:
Wenn vorsichtig die Winde weh'n,
weil Nachspeisen Gedärme bläh'n,
sag Dank für all die guten Gaben,
die Du bekamst, um Dich zu laben.
Dann ist es nähmlich Zeit zu geh'n.

Doch weil an manchen Orten
verschlossen sind die Pforten,
wenn solcherlei Gekritzel
und Gästebuch-Gewitzel

bleibt sichtbar, keine Frage,
für weitere Gelage
dann bis zum jüngsten Tage,

verzichten, noch in Gretes Gunst wir,
auf eine Probe uns'rer Kunst hier,
und tragen heute wieder kein Gedicht,
sondern was andres ein:

Herzlichen Dank für Alles!

R@iner, Juni 1985

Zur Triloge 3. Teil

Für Gretes Gästebuch (Trilogie 3.Teil)

Grete gebührt heute ein Orden,
denn was uns aufgetischt ist worden,
schlägt, wie man falsch sagt sicher nicht
dem Faß die Krone ins Gesicht,
sondern ist bei nettem Benehmen
durchaus als löblich zu erwähnen.

Doch nichts, was mit Genuß verzehrt,
im Inneren auf Ewig währt.
Drum kannst auf manchem stillen Ort
Du lesen folgend sinnig Wort:

"Alles, was ich bekam zu fassen,
hab ich euch wieder da gelassen."

Doch fragst Du Dich nun folgenschwer,
was denn das alles, bitte sehr,
zu suchen hat im Gästebuch.
Und ich gesteh' mit leisem Fluch,
daß mir das wieder mal beweist:
Das Reimen geht mir auf den Geist.

Drum schreib' ich, guter Ding' ist Drei'n,
heut' wieder kein Gedicht hinein,
sondern bloß: Super war's!

R@iner Juni 85

Zur Trilogie 4. Teil

Für Mimis Gästebuch

Mimi gebührt heute ein Orden,
denn was uns aufgetischt ist worden,
schlägt, wie man falsch sagt, sicher nicht
dem Fass die Krone ins Gesicht,
sondern ist bei nettem Benehmen,
durchaus als löblich zu erwähnen.

Nur Cristof, dieser kleine Racker
(4 Wochen alter Gast im Hause),
stört ungeniert durch sein Gegacker
das köstliche Mittagsgeschmause.

Die Ruhe kehrt erst wieder ein,
nach dem der kleine Giral sein
gut temperiertes halbes Mass
aus Mutters Milchbar (frisch vom Faß)
in einem Zug hinunter struzt
(und abschließend noch kräftig furzt).

Ich muß im Namen aller Männer
leider versichern: Kein Geschlemmer,
genossen aus irden Geschirr,
erreicht annähernd, glaubet mir,
in uns jene besond're Kraft,
die obiges Gebinde schafft.

R@iner irgendwann 1985/86

Für Gretes Gästebuch (Trilogie 4.Teil)

Geneigter Leser, glaube nicht,
daß ich vielleicht heut' ein Gedicht
in diesem Buch zum besten gebe.
Es wär' wohl Hohn für das Gewebe,
das diese Blätter fest umschlingt.
Wo jeder weiß, dem Typ gelingt
seit Jahr und Tag kein einz'ger Reim
(und wäre er auch noch so klein).

Bedenke zweitens: Die Geschichte
der nie geschriebenen Gedichte
würde ein traurig Ende nehmen
und alle Lesenden vergrämen,
würd' ich mich heut' hinreißen lassen
und doch noch ein Gedicht verfassen.

Erkenne drittens: Es ist wahr,
daß Grete uns heut - sonnenklar -
wie immer königlich bekochte.
Jeder bekam so viel er mochte,
und wer noch nicht betrunken ist,
der ist fürwahr kein guter Christ.

Wie - hick - nach alledem soll ich
so jemals doch noch ein Gedich..........

R@iner Juni 1986

Zur Trilogie 5. Teil

Für Gretes Gästebuch (Trilogie 5.Teil)

Ich denk' zu dieser späten Stunde
in unsrer vollgemampften Runde
an die, die mit gespitzter Feder
Gedichte dichten, die ein jeder,
und wär' er noch so kunstentrückt,
mit Freude liest, und der entzückt
ausruft: "Ja, also wirklich wahr, dieses Gedicht ist wunderbar!"

"Warum", so höre ich Euch fragen,
"liegt der Gedanke dir im Magen,
wo doch nach königlichem Fasten
and're Dinge den Darm belasten?"

Ich will's Euch sagen, liebe Leut':
Es ist heut' wieder mal die Zeit
für einen weiteren Versuch
in dem mrasekschen Gästebuch.

Doch gar zu ärmlich,
gotterbärmlich,
wirken die gut gemeinten Sprüche
im hellen Glanz von Gretes Küche.

Ich sag' wie's ist.
Ich laß es sein,
schenk mir stattdem ein Schnäpschen ein,
lehne zurück mich mit Genuß,
und denk, daß ich nicht dichten muß.

R@iner irgendwann 1986/87

Zur Trilogie 6. Teil

Für Gretes Gästebuch (Trilogie 6.Teil)

Die Sippe traf sich - Gott sei Dank -
ein weit'res Mal zu Speis und Trank
in uns'rer lieben Gretes Hause,
zum ausgiebigen Abendschmause.

Und reihen wird sich, das ist sicher,
ins vorliegende Gästebuch
zu allgemeinem Grunzgekicher
ein weiterer Reimungsversuch.

Doch Bauch ist voll und Kopf ist leer,
wo nehm' ich einen Reim bloß her?
Kann nicht wie Schiller oder Goethe
schwärmen von der Abendröte
oder über and're Sachen
dichten. Es ist nichts zu machen.

Füg Silb' zu Silb' ich, merk' ich bald,
es wird mir immer's Versmaß kalt.
Ich will mich nicht mehr länger quälen!
Was ich notiere glaubt mir keiner.
Der Wille soll für's Werk heut' zählen.
Ich schreibe überhaupt nur: "Rainer"

R@iner, Juli 1987

Sonntag, 9. Dezember 2007

Limericks (1)

Die Susanne aus Rayen
hatte Angst vor den Haien.
Drum stieg die Susanne
nie in eine Wanne,
aus Angst, dass darin welche seinen.

Ein Ehepaar aus Salzgitter
kam in ein großes Gewitter.
Doch wie das so geht
hat der Blitz sie verschmäht,
und erschlagen wurde ein dritter.

An den Ufern des Indus
saßen drei philosophierende Hindus.
Ihr Problem war fatal,
sie fragten voll Quahl:
Sind ich's, seid wir's oder bin du's?

Ein Mann aus der Biskaya
wollt' auf den Himalaja.
Doch als er dann von Lhasa
das ganze Ding von nah sah,
da sagte er "auweia!".

Ein jüngerer Dichter aus Ohlenbeck
fuhr ebenfalls, um sich zu Erholen, weg.
Er schrieb auch drei Karten,
doch wider erwarten
machte er sich nicht die Mühe einen Endreim zu finden,
sondern schrieb bloß
"Herzliche Urlaubsgrüße, Euer Hannes".

Die Verse stammen aus einer Radiosendung über Limericks, die vor Jahrzehnten im ORF gesendet worden war. Das Versmaß (Metrum) des Limerick (A-A-B-B-A) und die pointierte Sinnlosigkeit des Gereimten haben mich fasziniert.
Insbesondere der letzte, unvollständige, entspricht meinem Sinn für Humor.
Er hat mich inspiriert zur 6teiligen "Trilogie" für Gretes Gästebuch.

Zu Limericks (2) geht's hier!

 

Samstag, 8. Dezember 2007

An meinen Sohn

Mich deucht es kurz, da warst Du klein,
passt‘ in ein Tragetuch hinein.
Und ein Moment schon reicht, und dann,
stehst Du vor mir und bist ein Mann.

Und vor Dir liegt, es ist geschafft,
als das Ergebnis Deiner Kraft,
das Zeugnis der bewies‘nen Reife.
Du sagst Dir vielleicht: „Ich begreife,

es muss nach Büffeln noch was geben,
das, was es ausmacht, dieses Leben.“
So blickst Du in der Zeit zurück,
und merkst, Dein Unglück war Dein Glück.

Und auch was andres wird Dir klar:
Nichts ist geblieben, so wie’s war.
Woraus Du logisch auch ermisst,
es wird nichts bleiben, wie es ist.

Und folgerichtig, unbeirrt,
wird nichts so bleiben wie es wird.
Und fragst Du Dich nun folgenschwer,
wo nach alle dem – bitte sehr –

das Leben steckt, die starke Kraft,
die aus dem Nichts schlicht alles schafft?
Ist es nicht doch dieser Moment,
der Zukunft von vergang’nem trennt,

in dem all jenes ist verborgen,
das leb-bar macht gestern und morgen?
So kommst Du also zu dem Schluss,
dass in dem Jetzt gelebt sein muss.

Im Augenblick, so ist das eben,
spielt es sich ab, das ganze Leben.
D‘rum pack‘s beim Schopf, und nimm es an.
Hol Dir heraus, was drin sein kann.

Und sag‘ Dir nie – ‘s wär‘ Lug und Trug –
Morgen wär‘s all‘mal früh genug.
Schieb nichts hinaus, sonst ist’s gegeben,
dass Du’s verpasst, das halbe Leben.

Zu Deiner Matura von Deinem stolzen Vater, zusammengestellt aus Gedachtem und Erinnertem.

Gegeben zu Maria Enzersdorf am 7.6.2005
R@iner

Ein ähnliches Gedicht habe ich von meinem Vater bekommen, ob zur Matura oder zum Abschluss des Magisteriums auf der Wirtschaftsuni in Wien weiß ich nicht mehr.
Er sagte damals, es enthielte Elemente von Gedichten von E. Roth.
Das Original hab' ich verloren, aber es hat mich sehr geprägt.
Das Gedicht Lieber Erich habe ich im Oktober 1987 in Erinnerung an das Gedicht meines Vaters nachgedichtet und adaptiert.
Weitere 8 Jahre später verwendete ich Teile davon in dem Gedicht an meinen Sohn.