Mittwoch, 16. Januar 2008

Irrtum

a Wer schätzt das schon, wenn er zum Schluss
a der Diskussion erkennen muss,
b dass das, was er mit Herz anstrebte
b die Diskussion nicht überlebte.

a Doch auch wenn's schmerzt unrecht zu haben.
b Aus Irrtum Neues zu erkennen
a ist als die beste aller Gaben
b des Lebens zweifelfrei zu nennen.

a Ja, mehr als das. Wer lebt, der irrt.
b Wer nicht irrt, lebt nicht.
b Wer weiß, dem fehlt Licht.
a Ich seh' dir's an, du bist verwirrt.

a Ich will versuchen, aufzuklären:
a Wer alles weiß, ja dem verwehren
b die fest gefassten Vorurteile
b den Blick auf's Neue. Er verweile

a jeder Beweglichkeit beraubt.
b Zur Regungslosigkeit verkommen
a hat er, unwissentlich verstaubt,
b den Tod bereits vorweggenommen.

a Nur der, der irrt,
b ist mit dem Leben in Kontakt.
b Weil er vom Kenntnisdrang gepackt
a nach Wissen giert.

a Kehrt sich das Wesen einer Sache
a ins Gegenteil, nimm's hin und lache.
b Kann's denn nach Täuschung schön'res geben,
b als Ent-Täuschung zu spüren? Eben.

a Gar mancher wird vom Drang getrieben,
b in Gut und Bös' zu unterscheiden.
a Doch alle, die die Wahrheit lieben
b tun gut daran, das zu vermeiden.

a Die Münze hat nur eine Seite,
b der Gegensatz ist völlig nichtig:
b Nichts ist ganz falsch, nichts ist ganz richtig.
a Auf dass dies deine Seele leite!

a Nein, das ist keine Zeiterscheinung.
a Weiß mich mit Platon einer Meinung,
b dank Sokrates gibt's den Beweis:
b Ich weiß genau, dass ich nichst weiß. (*)


(*) Nachsatz:
Das dumme an dem Satz ist nur,
er ist selbst wider die Natur:
Denn wenn ich weiß,
dass ich nichts weiß,
dann müßt' ich logisch draus ermessen,
dass ich's nicht weiß, ich hab's ... vergessen.

R@iner, 16.01.2008

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