Sonntag, 23. Juni 2013

Zu Astrids Matura (Glückwunsch in Reimen)



Im Anfang war’s, das Wort, angeblich,
dessen Kraft nicht unerheblich.
Und doch gelang es Dir, die braven
Wortspender schlicht der Lügen strafen.

Und das kam so. Ungreifbar Ferne
schien zu Beginn, was allzugerne
als wicht’ger Schritt ins weit’re Leben
gewertet wird. Matura eben.

Lateinisch maturitas ‚ Reife.
Geneigter Hörer, please, begreife,
Astrid, das dritte Kind im Bunde,
der Nachzügler der letzten Stunde,

stand bis zum End‘ der achten Stufe
nicht wirklich in dem guten Rufe,
in schulisch wesentlichen Dingen
zu Ruhm und Ehr‘ sich aufzuschwingen.

Doch plötzlich macht‘ von Mund zu Munde
die wundersame Kunde Runde
- nein, nichts von bösen Ungeheuern,
nein - „Astrid geht zu Michelbeuern.“

Und heute, nach fünf kurzen Jahren
darf der Beobachter erfahren,
glaubt’s oder nicht: Es ist vollbracht,
die Reifeprüfung ist geschafft.

Fünf Jahre rurcheln, pauken, büffeln,
ein Wechselbad von Hochs und Rüffeln,
Der Lehrplan, staatlich vorgegeben,
so ist es halt, das Schülerleben.

Sie fällt jetzt ab, die Last, die schwere.
Gleichzeitig birgt der Punkt die Leere,
die jeder Maratoni kennt,
sobald er durch das Ziel gerennt.

Zuerst hat er sich abgehetzt,
Und plötzlich drängt „Was mach ich jetzt?“
Denn alles, was ein Ende nimmt,
ist auch ein Anfang. Ganz bestimmt.

Matura ist, wie andres auch,
verbunden mit dem guten Brauch,
dem, der zum Mittelpunkt geworden,
etwas zu wünschen. Sind es Orden?

Ist’s Gottes Segen? Glück auf Erden?
Ist’s Geldregen? Frei von Beschwerden?
Ist’s Sonnenschein? Ist’s wohlbehütet?
Dass jeder Wunsch sich Dir - erbrütet?

Denk mal kurz in der Zeit zurück.
Dein Unglück war manchmal Dein Glück.
Und ohne Regen Sonnenschein?
Sei mir nicht bös. Was soll das sein?

Denkst Du zurück, dann wird Dir klar,
nichts ist geblieben so wie’s war.
Und daraus folgt, sei unbeirrt,
nichts wird so bleiben wie es wird.

Das Leben, diese Reih’ von Tagen,
es stellt uns kuriose Fragen.
Matura ist ein Vorgeschmack
auf was das Leben bringen mag.

Gestellt auf diese harte Probe,
bestandest Du mit bestem Lobe.
Drum nimmermehr, Astrid, erbleiche,
bist Du gestellt auf eine weiche (Probe).

Ich wünsche Dir an dieser Stelle
das Wissen, dunklen folgen helle
und schweren folgen leichte Tage.
Sei‘s Dir gewiss, stell’s nicht in Frage.

Dein Weg, er wird sich winden.
Mögen sich Menschen finden,
die Dich dabei geleiten,
mit Tat und Rat begleiten.

Und denke nicht in Zeit, in trüber,
„Ach wär das alles bloß vorüber“,
denn sonst, Astrid, so ist das eben,
geht rasch vorbei Dein irdisch Leben.

Genieß‘ das Schöne sorgenfrei.
Und wenn’s mal krumm läuft, einerlei.
Finde in dem, was Dich ereilt,
das, was Dir nützt, das, was Dich heilt.

Bleib immerfort im Jetzt und Hier.
das rate und das wünsch ich Dir.
Ja. Wenn Du stehst, dann stehe,
und wenn Du gehst, dann gehe.

R@iner am 23.6.2013

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