Sonntag, 7. Oktober 2012

Des verhinderten Athleten Nachtgebet

O Herr, der Du mich von Geburt
nicht ausgestattet hast für Spurt,
Ich bitt - laß dich erweichen
Mir solches nachzureichen.

Du hast viel gutes mir getan,
Doch bitte schau genau mich an -
Vom Fuß bis zu den Händen
Für Sport nicht zu verwenden.

In Deiner himmlischen Fabrik
Verwendest Du wohl jedes Stück?
Zuerst machst Du die Besten,
Nur ich besteh' aus Resten.

Bin ich ansonsten auch ganz flott,
So mach ich doch, oh lieber Gott,
Gepriesen sei Dein Name,
Für Dich keine Reklame.

Gib's zu - bei diesem Plunder
Da hilft doch nur ein Wunder,
Deshalb erhöre mein Gebet,
Ich sag Dir, was ich brauchen tät:

Lieber Herrgott, schick mir Patschen,
Die für mich alleine hatschen.
Lieber Herrgott, schick mir Strümpf,
die mit mir springen eins-null-fünf.

Wenn ich mich verletz',
schick mir den Behawetz,
Sollte der net kenna,
Schick mir halt den "Flenna".

Daß keiner Dame Oberweite
Zu sünd'gem Denken mich verleite,
verschone mich vor der Begier,
Weil ich sonst Kondition verlier.

Wenn schließlich Du nebst diesen Sachen
Aus meinem Speck tätst Muskeln machen,
Dann würd' aus mir - trotz meinem Fett -
Auch noch ein fescher Triathlet.

Zuerst wenn ich zum Schwimmkampf eile,
Du vor mir die Wogen teile,
Das fällt Dir bestimmt nicht schwer,
So wie einst am Roten Meer.

Sitz ich am Rad'l dann und tritt,
Erfülle mir auch diese Bitt':
Schick aus meines Schicksals Dunkel
Mir am - Dingsda - kein Furunkel.

Auch sollt's noch möglich sein hienieden,
Laß schrumpfen meine Hämorrhoiden,
Dann, vor dem Ziel - beim Sprinten,
Ein leichter Stoß - von hinten.

Im Schlußbewerb beim Dauerlauf
Heb' dann für mich die Schwerkraft auf,
Damit sich mir beim Stampfen
Die Waden nicht verkrampfen.

Ich bin ganz sicher für mich selbst,
Wenn Du an's Reglement Dich hältst,
Wenn Du es willst, wenn Du mich läßt,
Steh' ich als Sieger am Podest.

Wär's möglich denn - Du hätt'st im Sinn,
Daß ich wieder letzter bin?
Ich dürfte nicht mehr können sollen?
Dann bitte nimm mir auch das Wollen!

Doch sieht mich dann wer ohne Kleider,
Dann werde ich ihm sagen: "Leider,"
Wenn er mich danach fragen sollt',
"Die Figur ist Gottgewollt."

Und nun, oh Herr, Dich mein erbarme,
Entlasse mich in Morpheus Arme.

Von meinem Vater Karl J. dargeboten und vorab gedichtet (und/oder zusammengetragen?) am KSV-Kurs im Bundessportheim Faak am See 1986.
Wiedergefunden beim Ausmisten am 7. Oktober 2012.

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